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Vernissage Peter-Rantzau-Haus, Ahrensburg

Ausstellung von Ende April bis Ende Juli 2014

 LA   NATURE  D` AIMER · Die Natur zu lieben

Den Text der Laudatio von Frau Dr. Liesebach finden Sie weiter unten auf dieser Seite.

 

                                                                                                    

kleine Gruppe

Große Gruppe

   

Die Laudatorin, Frau Dr. rer. nat. Heike Liesebach,  Bogo Bogomil,
Frau Annette Maiwald-Boehm, Leiterin Peter-Rantzau-Haus.

Johannes Kelp, 1. Vorsitzender d. Ahrensburger Tafel,
 Frau Dr. Liesebach, Bogo Bogomil, Frau Maiwald-Boehm

Bogomil - Dirk Arbo Rede Frau Maiwald-Boehm

 

Bogomil im Gespräch mit Herrn Dirk Arbo Bogomil, Frau Dr. Liesebach, Frau Maiwald-Boehm

 

 

Gruppe 2 Gruppe 1

 

 

Fotos: Jörg Joachim Bernhardt............  
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Laudatio zur Vernissage
der Ausstellung  Bogo Bogomil

"La nature d' aimer"
Die Natur zu lieben 

Ahrensburg, Peter-Rantzau-Haus,  4. Mai 2014
 
 

 

von Dr. Heike Liesebach


Mitarbeiterin im Farschungsbereich Ökologische Genetik
Thünen-Institut für Forstgenetik, Großhansdorf

 
 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste und Freunde der Malerei,

lieber Herr Koch,

Sie sind gekommen, um heute die Vernissage der Ausstellung  «La nature d’ aimer»  «Die Natur lieben»  mitzuerleben. Dieses Motto hat Herr Koch  vor 1 ½ Jahren zusammen mit einem Galeristen gewählt, um einen Rahmen zu geben für seine farbenfrohen Bilder von Blättern, die wir heute hier kennenlernen werden.

Sicher haben Sie Erwartungen, möchten durch das Auge des Malers sehen, wie er die Details in der Natur wahrnimmt. Diese Gelegenheit haben Sie hier mit ungefähr 70 Bildern von Blättern, die BOGOMIL uns präsentiert.

Nicht ganz zufällig stehe ich heute hier vor Ihnen, denn es war BOGOMILs Wunsch an mich als Pflanzenbiologin, mit meiner Sicht auf dieses Wunderwerk an Farben von Blättern die Ausstellung zu beginnen.

Doch zuerst zu ihm, dem Maler.  Jürgen Koch, Jahrgang 1942, hat wahrscheinlich schon immer malen wollen. Als junger Mensch war es ihm natürlich nicht möglich, damit den Lebensunterhalt zu verdienen, und so begann er eine Lehre als Schilder- und Reklamemaler und hat später, als Beschäftigter des Springer-Verlags, eine Ausbildung im Tiefdruck gemacht und die Fachschule für das Graphische Gewerbe in Darmstadt besucht. Seit den 1980er Jahren hat er sich zunehmend als Kunstmaler betätigt und sich 1987 sein Atelier eingerichtet. Zunächst waren es überwiegend Auftragsarbeiten, wie z. B. Portraits, die er malte. Es entstanden dann auch zahlreiche Kopien großer Meister, z. B. von Monet, Renoir oder Canaletto. Da befand er sich bereits im Ruhestand und hatte 2002 seine erste große Ausstellung im Ahrensburger Schloss.  Danach folgten weitere Ausstellungen in mehreren Orten Deutschlands, auf denen er Bilder zeigte, die mit ganz verschiedenen Maltechniken entstanden waren. Sehr experimentierfreudig hat er sich immer wieder neuen Motiven und Techniken zugewandt. Vor ungefähr zwei Jahren hat er die Bekanntschaft mit dem bekannten Galeristen Heinrich G. Verjans gemacht, und beide planten eine erfolgversprechende Zusammenarbeit. Leider konnte es durch den unerwarteten Tod des Galeristen nicht mehr dazu kommen.

Vor einiger Zeit habe ich Herrn Koch – BOGO BOGOMIL – kennengelernt und hatte auch Gelegenheit, ihn in seinem Atelier zu besuchen. Das Atelier im Dachgeschoss seines Hauses ist nicht sehr groß, aber hell beleuchtet und voller Malutensilien und Bilder, die, zum Teil verpackt, an die Wände gelehnt, auf dem Fußboden stehen. Ich kann mir gut vorstellen, wie er viele Stunden lang hier zubringt und mit Freude malt, Neues ausprobiert, konzentriert arbeitet, aber auch einmal die Seele baumeln lässt.

Wie sind nun diese Bilder entstanden, die wir heute hier sehen?

Am Anfang stehen natürlich die Blätter, die BOGOMIL sammelt. Sie kommen aus seinem Garten oder aus der Umgebung, und von vielen verschiedenen Bäumen und Sträuchern. Es sind Blätter vom Japanischen Fächerahorn, von einem Apfelbaum ‚ vom Essigbaum, der Zaubernuss, der Weißeiche, oder der Roten Johannisbeere. Er legt sie frisch zwischen Glasplatten und betrachtet sie unter dem Stereo-Mikroskop. Dabei verwendet BOGOMIL drei verschiedene Lichtquellen, sogar ein kaltes Licht, das die effektvollen Blau- und Violetttöne erzeugt, die so bei Blättern in der Natur nicht vorkommen. Besonders faszinierend finde ich das Durchlicht, was die Blätter von unten beleuchtet und transparente Bereiche sichtbar werden lässt. Am Mikroskop ist eine Digitalkamera angebracht, so dass die beleuchteten und vielfarbig erscheinenden Blätter auf Fotos dokumentiert werden können. Am Bildschirm des Laptops wählt BOGOMIL dann die für ihn interessantesten Ausschnitte aus und übertragt sie auf die Malfläche. Aus Original-Blattausschnitten von 2x2 mm oder 2x3 mm entstehen durch 200-400fache Vergrößerung diese großen Formate hier. Besonders attraktiv wirkt das Plastische seiner Bilder. BOGOMIL modelliert die räumliche Struktur der Blattoberflächen mit einer eigens gemischten Acrylmasse, die bis zu 2,5 cm dick aufgetragen wird. Das schließt auch manchmal Risse oder Beschädigungen der Blätter mit ein, die schon in der Natur vorhanden waren. Mit Ölfarben beginnt er dann seine kreative Farbgestaltung und bringt sie auf die räumliche Struktur.

Als Biologin habe ich beruflich mit Bäumen und manchmal auch Sträuchern zu tun und schon viele mikroskopische Aufnahmen gesehen. Und ich weiß ich natürlich, dass Blätter erstaunliche kleine Kraftwerke sind, die aus Wasser, Kohlendioxid und der Energie des Sonnenlichts energiereiche organische Substanz produzieren. Für diesen Prozess, die Photosynthese, benötigen die Blätter den grünen Farbstoff, das Chlorophyll. Damit sind grüne Pflanzen unsere Lebensgrundlage, ihre Farbe bestimmt das Antlitz unserer Umwelt, unserer Landschaft, in unseren Breiten zumindest für die Hälfte eines Jahres. Grüne Pflanzen liefern den Sauerstoff, den wir atmen und sind die Grundlage unserer Ernährung. Und –  Wissenschaftlern und Technikern ist es bis heute nicht gelungen, diesen wichtigen Prozess der Photosynthese technisch nachzuahmen.

Aber es gibt noch mehr als Grün. Was ist mit all den anderen Farben, die die Blätter in der Natur haben können? Rote Blätter, beispielsweise von der Blutbuche oder vom Fächerahorn, haben auch  den grünen Farbstoff und betreiben Photosynthese, aber das Grün wird vom zusätzlich vorhandenen Rot überdeckt. Außerdem haben alle Blätter auch gelbe und orange Farbstoffe, die für uns zunächst, im Frühjahr und Sommer, äußerlich gar nicht sichtbar sind. Im Herbst jedoch, wenn sich die Wachstumsperiode ihrem Ende nähert, wandelt sich das Aussehen der Blätter. Das Grün verschwindet allmählich, aber zumindest bei Bäumen und Sträuchern, die den Winter überdauern, nicht ins Nirgends. Diese langlebigen Pflanzen gehen sehr effektiv mit den Nährstoffen Stickstoff und Magnesium um, die im Blattgrün, dem Chlorophyll, enthalten sind. Diese wertvollen Nährstoffe werden den Blättern im Herbst entzogen und während des Winters im Stamm und in der Wurzel gespeichert. Die gelben, orangen und manchmal roten Farbstoffe in den Blättern bleiben übrig und lassen uns im Herbst ihr Farbenspiel bewundern. 

Beobachten Sie es einmal: einjährige Pflanzen, wie Blumen und Kräuter, bringen nicht so schöne Herbstfärbungen hervor wie die Blätter der Bäume und Sträucher. Es ist daher verständlich, dass BOGOMIL seine Objekte, die Blätter, von Bäumen und Sträuchern sammelt, und aus den vielen verschiedenen Farben, die die Blätter von Natur aus haben, mit seinem zusätzlichen Licht noch weitere Farben hervorlockt.

Wir verlassen diesen kleinen Exkurs in die Botanik, denn an all dies denke ich eigentlich gar nicht beim Betrachten dieser Bilder.

Viele Besucher haben vielleicht noch nicht die Gelegenheit gehabt, Blätter durch ein Mikroskop zu betrachten. Sie werden begeistert sein von den vielfältigen feinen Strukturen. Mit dieser Perspektive, sozusagen bei näherer Betrachtung, wird viel Gemeinsames der verschiedenen Baum- und Straucharten deutlich. Und vielleicht geht es Ihnen so ähnlich wie mir – es sind einfach die Farben dieser Bilder, die mitreißen.

Natürlich werden Sie beim Betrachten der Bilder nicht nur durch das Auge des Künstlers schauen  oder bei meiner Sicht stehen bleiben. Sie werden ganz eigene Eindrücke gewinnen. Ich weiß, dass BOGOMIL sich für die Reaktionen des Publikums interessiert, und er ist gern bereit, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei BOGOMIL ganz herzlich bedanken, dass ich diese Laudatio halten durfte, und bei Ihnen, dass Sie mir zugehört haben.

Wenn Ihnen diese Ausstellung gefällt, erzählen sie es Ihren Freunden, Bekannten und  Nachbarn. Die Ausstellung wird fast 3 Monate lang geöffnet sein. Heute werden wir die Farben hier genießen.

Viel Vergnügen!

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