Liebe Kunstfreunde und -freundinnen
und die, die es ab heute vielleicht werden
wollen.
Ich möchte Sie erst einmal aufs herzlichste zu
meiner Ausstellungseröffnung begrüßen. Bevor ich etwas zu den Bildern
sage, geht ein großes Dankeschön an die Stadt Reinbek und an Frau
Güldenstein, der Leiterin des Kulturzentrum Reinbek und hiesigen
Schosses, sie gaben mir die Möglichkeit hier ausstellen zu dürfen. Es ist
das erste Mal, dass ich selber etwas zu meinen Bildern sagen werde, deshalb
mache ich einen kleinen Schritt in die Vergangenheit.
Von 2005 – 2007 malte ich an einer moderneren Serie,
in einem Malstil, wie er hier an den Bildern zu sehen ist. Es waren keine
Blätter. Im Herbst 2007 bekam ich von einem Galeristen aus
Bonn/Rolandswerth, eine Einladung zu einer Benefizausstellung an der TU
Berlin mit etwas mehr als 100 Künstlern zu Gunsten der „Berliner Arche“, die
sich um Straßenkinder kümmert, unter der Schirmherrschaft der damaligen
Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen. Dort zeigte ich die soeben
genannten Werke.
Jetzt trafen sich vier Zufälle: Die Einladung, es
war Herbst, dort stand ein Fernseher und es gab ein kleines Handmikroskop.
Meine Frau und ich gingen ab und zu auch einmal im UNI-Park spazieren und
sammelten einige der schön gefärbten Herbstblätter. Da kam uns die Idee,
diese einmal unter das kleine Mikroskop, das mit dem Fernseher gekoppelt
war, zu legen.
Es hat sich eine neue Farbenwelt für mich aufgetan.
Wieder zu Hause angekommen legte ich mir ein Stereomikroskop mit Kamera zu.
Ausgestattet mit einem Unterlicht, was die Blattadern hell erscheinen lässt
und einem warmen Oberlicht und einem zusätzlichen Kaltlicht. Dieses bewirkt,
dass die Weiß- bis Grautöne einen Blauschimmer und andere Farbtöne manchmal
auch bis ins violette gehend bekommen. Die Lichter lassen sich unabhängig
voneinander stufenlos verstärken oder dimmen. Der Bildaufbau besteht aus
einer Acrylmasse mit den verschiedensten Materialien, um die Strukturen so
natürlich wie möglich darzustellen. Die bis zu fünf Schichten aufgetragene
Farbe sind alles Ölfarben.
„Blättern in die Seele geschaut“ habe ich die Serie
genannt. Ich wollte mit diesen Bildern dem Betrachter die Schönheit des
Vergänglichen sichtbar machen, die unserem Auge verborgen bleibt und im
ungünstigsten Fall von uns mit den Füßen zertreten wird oder auf dem Kompost
landen.. Diese Serie durfte ich 2010 von Sept. bis Dez. im Loki
Schmidt Haus an der UNI für Biologie und Botanik ausstellen.
Da ich ein Detail verliebter Maler bin, wollte ich
im Jahr 2011 einmal wieder zu meiner filigranen Stilrichtung zurück, aber die
Natur, sprich Blätter, nicht aus den Augen verlieren und ich wollte auch
einen Bezug zu unserem doch manchmal bizarren oft selbst zerstörerischen
Leben. Wir wissen oft nicht wo wir zuerst hinschauen sollen, werden gehetzt
durch Druck von Außen oder selbstauferlegten Zwängen. Dann kommt der
Zusammenbruch und wenn alles gut geht ein Neuanfang.
So entstanden meine Blattverzerrungen von
Herbstlaub. Hierbei werden die Blätter erst einmal zerstört und in ihre
Farben zerlegt um danach etwas Neues entstehen zu lassen. Es ist so, als wenn sie ein altes Haus geerbt haben.
Sie wollen aber gerne etwas Neues, ohne das Alte gänzlich zu vernichten. Sie
reißen ab, sortieren nach brauchbar und unbrauchbar, machen Pläne für den
Neubau und verarbeiten darin die Materialien, die noch vorhanden sind.
In meinen Bildern lasse ich auch etwas Neues
entstehen, Gradlinigkeit wie in der modernen Architektur und ornamentartige
Strukturen, dann tauchen immer wieder charakteristische Blattelemente auf,
die nach meinem Empfinden ein harmonisches miteinander von Alt und Neu
ergeben.
Da die Natur außer Blätter noch mehr zu bieten hat,
wollte ich dem Vergänglichen, was die Blätter nun einmal sind, etwas
entgegensetzen, das heißt etwas was Bestand hat und das sind die Steine (das
Ewige) in meinem Fall die Mineralien. Ich verwende keine geschliffenen,
sondern nur Bruchstücke oder so wie man sie in der Natur findet, natürlich
vom Schmutz befreit.
Wenn Sie die Gelegenheit haben, schauen Sie sich
einmal geschliffene Steine unter dem Mikroskop an, Sie werden feststellen,
dass die meisten für das Auge tot und langweilig sind. Bis auf seine
Strahlkraft hat der Brillant z.B. für mich nichts zu bieten. Der einzige
Stein der für mich auch im geschliffenen Zustand nichts an Schönheit und
Farbe verliert, ist der Opal, seine Farbpalette ist so reichhaltig wie die
eines Malers.
Bei dieser Arbeit kommt das kleine Handmikroskop zum
Einsatz. Warum? Es wären sehr kostspielige Anschaffungen, wenn man sich eine
größere Sammlung brauchbarer Steine und Mineralien zulegt. Ich gehe deshalb
auf Mineralienmessen oder zu gewissen Händlern, dort habe ich es kostenlos
und bekomme meistens die schönsten Fundstücke zu sehen. Es entstehen dann
Aufnahmen von ca. 3 x 5 mm, die ich direkt auf meinem Laptop speichern kann.
Daraus entnehme ich häufig nur einen kleineren Ausschnitt für ein Bild.
Die Strukturen sind, wie man sehen kann, frei erfunden, aber die
Farbkompositionen (nicht die Anordnung) aus diesen Ausschnitten wurden von
mir, so wie sie sind, wiedergegeben. Deshalb kann man hier auch von „Mineralischen
Abstraktionen“ sprechen.
Das, wovon ich eben gesprochen habe, kann ich ihnen
hier an Ort und Stelle gleich zeigen. Sollten Sie noch die eine oder andere
Frage haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Nun wünsche ich Ihnen einen unterhaltsamen Rundgang
und damit Sie sich zwischendurch vom vielen Diskutieren die getrockneten
Lippen anfeuchten können, dafür sorgt das Ehepaar Eggers, denen ich hiermit
ebenfalls meinen Dank aussprechen möchte. Es ist nicht das erste Mal, dass
sie mir zur Seite stehen.
Und zum Schluss, wie sagt man dann so schön?
Wenn es Ihnen gefallen hat sagen Sie es weiter, wenn nicht, bitte ich Sie zu
schweigen oder sagen es mir.
Vielen Dank fürs Zuhören.
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